Die homophoben Nationalsozialisten hatten das "Festkomitee Kölner Karneval" schon 1935 unter Druck gesetzt: Männer in Frauenkleidern waren unerwünscht (aus "Angst" vor Homosexualität). Der offizielle Kölner Karneval widersetzte sich dem Eintritt in die NS-Organisation „Kraft durch Freude“, was als „Narrenrevolte“ in die Kölner Geschichtsbücher einging. Allerdings bezog sich das nur auf die Organisationsstruktur und nicht auf inhaltliche Distanz zum NS-Staat; ein Teil der Leitung der Kölner Karnevalisten war bereits zuvor in die NSDAP eingetreten. Der politische Druck nahm zu und so wurden 1937 aus den "gerüsteten" Roten Funken die "tanzenden" Funkenmariechen - Repräsentantinnen des Kölner Karnevals, die dem faschistischen Ideal entsprechen sollten: jung, dynamisch, lebensbejahend und blond. Ein Signal in die falsche Richtung, denn schon 1938 war die erste weibliche "Jungfrau" Paula nicht mehr zu umgehen. Das männliche Festkommitee war not amused und versuchte abzulenken von zuviel jungfräulicher Aufmerksamkeit: Von nun waren "Prinz, Bauer und Jungfrau" offiziell das Kölner "Dreigestirn". Damit jedoch nicht genug: die Kamelle war endgültig ins Rollen gekommen. Die Menschen hinter dem Dreigestirn gewannen immer mehr an Bedeutung und Aufmerksamkeit. So war auch der Kölner Karneval 1939 geprägt von einer weiteren Neuerung: Das Dreigestirn bekam Namen. Der Prinz hieß nicht mehr länger nur Prinz Karneval sondern Prinz Jupp IV. und der Bauer war nun Bauer Heinz. Sogar die Aufregung des Kommitees hielt sich anders als im Jahr zuvor in Grenzen, als mit Else erneut eine Frau in das Jungfrau-Ornat schlüpfte. Die 23-jährige Else Horion, eine Nichte des verstorbenen Landeshauptmanns Johannes Horion, arbeitete im Werkskindergarten der Firma Stollwerck, dem ersten "nationalsozialistischen Musterbetrieb" in Köln. So blieb es auch weiterhin bei "Kölle Alaaf" statt "Kraft durch Freude"...